Kein andrer Name!

22.01.2005
Nomen Nescio
(Ressurser)

FBB-RESSURS:

Vom Theologischen Konvent Bekennender Gemeinschaften am 20. November 1999 in Krelingen.


Kein andrer Name! (Apg 4,12)

Theologische Erklärung zur Beurteilung der Religionen im Licht des Evangeliums


Vorbemerkung:

Im folgenden Dokument wollen wir an unsere christliche Verantwortung erinnern, die uns in der Heiligen Schrift anvertraute eine Heilsoffenbarung Gottes in Jesus Christus unverfälscht zu bewahren und sie dankbar anderen in Liebe zu bezeugen. Es geht in ihm - das sei, um Mißverständnissen vorzubeugen, vorausgeschickt - nicht etwa darum, andere Religionen und deren kulturelle Werte herabzustufen, bzw. dazu aufzurufen, ihren Anhängern geringschätzig, feindselig oder angsterfüllt zu begegnen; und auch n i c h t darum, die eigene "christliche Religion", deren zahlreicher Entstellungen und eigenmächtiger Mißbräuche wir uns schuldhaft bewußt sind, aufzuwerten. Vielmehr bestimmt uns - das bekennen wir freudig - das uns in 1Timotheus 2,4 betonte Anliegen: "Gott will, daß allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.".

Zur Einführung:

1) Als Christen bekennen wir uns zu Jesus Christus als Gottes einzigem Weg zum Heil. Darum verkündigen wir das Evangelium als Gottes einzige Heilsbotschaft an die im Unheil befindliche, von ihm getrennte Menschheit.

  • Das bezeugt eindeutig die Heilige Schrift (Johannes 14,6; Apostelgeschichte 4,12; Galater 1,6-9 ).
  • Das hat die Kirche aller Konfessionen in ihren Bekenntnissen bekräftigt.
  • Das war die Grundlage und das Motiv der christlichen Weltmission seit den Tagen der Apostel.

2) Heute jedoch stellt diese Grundwahrheit nicht mehr die einmütige Überzeugung aller derer dar, die sich Christen nennen. Viele fragen sich, ob es neben dem christlichen Glauben womöglich auch andere Heilswege gebe, die ihre Anhänger auf ihre Weise zum Heil führen, ja, auch für Christen alternativ oder ergänzend gangbar seien.

3) Die eingetretene Verunsicherung hat mehrere, unterschiedliche Ursachen:

  • die neuzeitliche Begegnung mit anderen Religionen und ihren Anhängern auch in traditionell christlichen Ländern, die einen religiösen Markt mit scheinbar gleichwertigen Angeboten entstehen läßt;
  • die Selbstausbreitung jener Religionen bei vielfach empfehlenden, ihre Wirklichkeit aber verkürzenden Darstellungen in den Medien;
  • ein dem kirchlichen Bekenntnis entfremdeter "neutraler", bisweilen sogar synkretistischer Religionsunterricht in den Schulen unter dem Leitgedanken gegenseitiger - auch inhaltlicher - Toleranz pluraler Geltungsansprüche in einer multikulturellen Gesellschaft;
  • die …Öffnung von Theologie und kirchlicher Praxis für ein Religionsverständnis, welches das Bekenntnis zur universalen Herrschaft und Erlösung Jesu Christi und zur Heilsnotwendigkeit des Glaubens an ihn relativiert oder preisgibt;
  • der schwindende Respekt vor der Autorität der Heiligen Schrift und ihrem Urteil über die vor- und außerchristlichen Religionen;
  • die neuzeitliche Relativierung aller Wahrheit durch die profanwissenschaftliche Erforschung und humanistische Deutung der Religionen und ihrer Geschichte.

4) Wir erkennen in dieser Entwicklung eine geistliche Gefahr größten Ausmaßes für unsere Kirchen und ihre Mitglieder. Die Bedrohung liegt darin, daß

  • die unersetzliche Bedeutung des christlichen Glaubens für unser Leben in Zeit und Ewigkeit infragegestellt wird;
  • Christen durch fremde Spiritualität mit z.T. okkulten Hintergründen verführt werden;
  • das Hirten- und Lehramt der Kirche religiös-pluralistisch angepaßt und so die gefährdete Gemeinde irregeführt wird;
  • das missionarische Verantwortungsbewußtsein erlahmt und der für die geistliche Lebendigkeit der Kirche wesentliche Gehorsam gegenüber dem Missionsbefehl Jesu unterbleibt;
  • unsere Kultur dadurch ihren christlichen Grundlagen entfremdet wird, daß die sich bei uns ausbreitenden Fremdreligionen immer größeren Einfluß auf das öffentliche Leben gewinnen. Hierdurch werden sowohl unsere europäischen Völker als auch unsere Kirchen in ihrer Identität bedroht.

5) Angesichts der zunehmenden Verunsicherung von Christen und Gemeinden sieht sich der Theologische Konvent dazu verpflichtet, als Orientierungshilfe diese Erklärung herauszugeben.

Wir wenden uns mit ihr

  • an die Verantwortlichen in Kirche und Mission, Theologie und Schulen;
  • an alle Gemeinden und christlichen Verbände;
  • an alle verantwortungsbewußten Christen mit der Empfehlung, die Verlautbarung aufmerksam zu lesen, sie an Bibel und Bekenntnis zu prüfen, sie gemeinsam mit anderen zu besprechen und zu verbreiten und Verantwortlichen im eigenen Umfeld zuzuleiten.

I. Gottes universale Selbstkundgebung im biblischen Evangelium.

1. Der biblische Gott

Der lebendige dreieinige Gott, wie Er sich für die ganze Menschheit in der Bibel zuverlässig offenbart hat, ist gegen alle Götter der Fremdreligionen der allein wahre.

Wir glauben und bekennen: Die Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments sagt uns klar, daß Gott von Ewigkeit her ein Einziger ist und sich als der Lebendige und Souveräne von allen falschen "Göttern" grundlegend unterscheidet (5 Mose 6,4f; Psalm 115,3-7; Jesaja 44,6; Jeremia 10,6; 1Korinther 8,4-6). In seiner dreipersonalen Gestalt als Vater, Sohn und Heiliger Geist bildet er eine in sich vollkommene und heilsgeschichtlich auch nach außen getretene Gemeinschaft der Liebe (1 Mose 1,1f; Johannes. 1,1f; Johannes 15,26; 1 Johannes 4,9; 2 Korinther 13,13). Weil er den Menschen zu seinem Ebenbild gemacht hat (1 Mose 1,27), ist er als Schöpfer, Erlöser und Erneuerer Ursprung und Ziel eines jeden. Daher beansprucht er bei allen Menschen, daß sie ihn gläubig anerkennen (Prediger 11,9; 2 Korinther 5,10; Psalm 46,11).

An Seiner biblischen Selbstoffenbarung müssen sich alle Gottesvorstellungen auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen lassen. Multireligiöse Gottesdienste, bei denen verschiedene Gottheiten angerufen werden, mißachten dies; sie sind deswegen eine Majestätsbeleidigung Gottes und verstoßen gegen das Erste Gebot (2 Korinther 6,14-16; 2 Mose 20,3 und 5).

Abzuweisen ist die verbreitete Meinung, daß sich über "das Göttliche" als dem "Lebensgeheimnis" keine gewissen Lehraussagen machen ließen. Ebenso haltlos ist die damit verbundene religionsphilosophische Behauptung, die zahlreichen Religionen leiteten sich alle aus ein und derselben mystischen Quelle ab und stellten daher gleichberechtigte, sich gegenseitig ergänzende Versuche dar, dieses Geheimnis denkerisch oder auf dem Wege spiritueller Erfahrung zu ergründen. Deshalb ist auch jede Religionsvermischung abzulehnen.

"Ich bin der Erste, und ich bin der Letzte; und außer mir ist kein Gott" (Jesaja 44,6).

"In Christus wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig" (Kolosser 2,9).

2. Die Verlorenheit der Menschheit

Seit dem Sündenfall befinden sich alle Menschen von Geburt an in einem Zustand der Gottentfremdung, Heillosigkeit und Todverfallenheit und können sich aus ihm nicht selbst befreien, auch nicht auf den Wegen der Religionen.

Wir glauben und bekennen: Das menschliche Unheil geht zurück auf eine sich bei jedem Menschen wiederholende Auflehnung gegen den Schöpfer und ist schuldhaft (1 Mose 3,1-19; Psalm 51,7; Röm 3,23; 5,12). Die Heilige Schrift benennt den Unheilszustand als Verlorenheit und ein Leben ohne Gott (Lukas 19,10; Epheser 2,12) und schließt jeden Gedanken an eine religiöse Selbstheilung aus (Psalm 49,8; Epheser 2,8f).

Als irreführend abgewiesen sind damit alle durch außerchristliche Religionen und Ideologien gebotenen Diagnosen des Unheilszustandes sowie deren Versprechungen, mittels ihrer Angebote das Heil zu finden (Jesaja 44,9). Als trügerisch zu entlarven sind damit auch alle Religionssysteme, welche unter Leugnung des Zerbruchs des ursprünglichen Gottesverhältnisses die Erläsung - ob ganz oder teilweise - auf die menschliche Eigenleistung ritueller oder moralischer Art bauen. Noch gefährlicher sind die Religionssysteme - wie v.a.die mystischen Hochreligionen Asiens - welche gar die unverlierbare seinshafte Einheit des menschlichen Selbst mit der Gottheit lehren, die es zu erkennen und zu verwirklichen gelte.

"Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit verloren, die Gott ihnen zugedacht hatte." (Römer 3,23)

"Durch des Gesetzes Werke wird kein Fleisch gerecht" (Galater 2,16).

3. Die Endgültigkeit des Evangeliums von Jesus Christus

Die unbedingte Geltung und Unersetzbarkeit des Evangeliums beruhen darauf, daß allein in Jesus Christus, dem menschgewordenen Gottessohn, das Heil und das Reich Gottes zu uns gekommen sind.

Wir glauben und bekennen: In Jesus Christus, dem ewigen Sohn Gottes des Vaters, hat er abschließend als seine besondere Offenbarung zu uns geredet (Hebräer 1,2). Durch seine vom Heiligen Geist bewirkte Menschwerdung und seinen Sühnetod hat Christus die verlorene Menschheit mit Gott versöhnt und sie von den Verderbensmächten Sünde, Tod und Teufel erlöst (2 Korinther 5,19; Epheser 1,7f; Hebräer 2,14f). Durch seine leibliche Auferstehung und Himmelfahrt hat ihn Gott der Vater als den einzigen Mittler zwischen sich und den Menschen beglaubigt (1 Timotheus 2,5f) und ihn zum universalen Herrn über alle Mächte und Gewalten sowie zum künftigen Weltenrichter eingesetzt (Matthäus 28,18; Apostelgeschichte 17,31). In der gläubigen Hinwendung zu ihm oder aber seiner Abweisung entscheiden sich daher ewiges Heil oder Verdammnis (Johannes 3,16; Markus 16,16).

Der unbedingten Geltung des Evangeliums Christi entspricht das apostolische Verbot, es abzuändern oder einen "anderen Jesus" zu verkündigen (Galater 1,6-9; 2 Korinther 11,2-4). Dies bedeutet die Absage an jeden Versuch, dem Herrn Jesus Christus in Verleugnung seiner einzigartigen Würde als gott-menschlicher Erlöser andere Heilsbringer oder Religionsstifter zur Seite zu stellen. Ebenso wenig duldet sein ein für alle Mal vollbrachtes Heilswerk eine religiöse Ergänzung. Das schließt jeden anderen vermeintlichen Heilsweg aus (Johannes 14,6).

"Wir gingen alle in die Irre wie die Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn" (Jesaja 53,6). "In keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden" (Apostelgeschichte 4,12)

4. Der Heilige Geist und die Gemeinde Jesu Christi

Jesus Christus hat die an ihn Glaubenden durch seinen Geist aufs engste mit sich verbunden zu einer aus der Welt herausgerufenen Gemeinde, die als sein Leib in Wort und Tat das in ihm gekommene und zu erwartende Reich Gottes bezeugt.

Wir glauben und bekennen: Die Heilsgemeinschaft der Kirche Jesu Christi ist der Anfang einer neuen Menschheit, zu der alle Menschen aller Völker eingeladen werden (Titus 2,11-14; Epheser 2,14-17; 2 Korinther 4,6). Durch die Pfingstgabe seines Heiligen Geistes läßt Jesus Christus die Gemeinde an seinen Gnadengaben teilhaben und bevollmächtigt sie zu einem priesterlichen Auftrag an der Welt (Jesaja 11,1f; Apostelgeschichte 1,8; Offenbarung 1,6; Röm 15,16). Aus dieser neutestamentlichen Sicht ergibt sich sowohl das Recht als auch die missionarische Pflicht der christlichen Kirche, das Evangelium den Anhängern aller Religionen, einschließlich des Judentums und des Islam, zu verkündigen. Ebenso folgt aus ihr die Notwendigkeit, durch Glaube und Taufe Glied der christlichen Gemeinde zu werden; denn durch sie und in ihr schenkt uns Christus die Gabe des ewigen Lebens und eint uns zu dem einen Leib (Römer 1,16f; Apostelgeschichte 2,38; 1 Korinther 12,13).

Falsch ist die Behauptung, daß sowohl Christus, wenn auch anonym, als auch der vermeintlich universal ausgegossene Heilige Geist in allen Religionen heilsspendend wirksam seien, sowie die Meinung, ein interreligiöser Dialog känne die zur Bekehrung aufrufende Missionspredigt ersetzen. Ebenso irreführend ist es, die Kirche Jesu Christi mit der gesamten Menschheit in eins zu setzen oder irgendeine außerchristliche religiöse Gemeinschaftsform als "latente Kirche" zu bezeichnen.

"Ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein" (2 Mose 19,6; 1 Petrus 2,9f).

"Denkt daran, daß ihr, die ihr von Geburt einst Heiden wart, ... zu jener Zeit ohne Christus wart,..., keine Hoffnung [hattet] und ohne Gott in der Welt [wart]" (Epheser 2,11f.)

II. Das Wesen der anderen Religionen im Licht der biblischen Offenbarung

5. Das religiöse Suchen des Menschen

Gott hat den Menschen wesenhaft zu seinem Ebenbild und zur Gemeinschaft mit ihm in einem ewigen Leben erschaffen und wartet deshalb auf seine Rückkehr zu ihm.

Wir glauben und erkennen: Auch nach dem Sündenfall des Menschen und seiner Vertreibung aus der unmittelbaren Gottesnähe ist der Menschheit eine unausrottbare Sehnsucht zu Gott verblieben. Darin bekundet sich sein Wille, die Menschen in seine Gemeinschaft zurückzuholen (Apostelgeschichte 17, 26-28a; 1 Timotheus 2,4) und sie durch eine geistliche Wiedergeburt von innen her zu erneuern (Johannes 3,5f; 2 Korinther 5,17). Religionen sind in ihrem universalen Vorkommen - bei aller widersprüchlicher Vielfalt - ein Hinweis auf die ursprüngliche göttliche Bestimmung des Menschen. Zugleich erweisen sie aber auch sein Unvermögen, diese aus eigener Einsicht und Kraft zu verwirklichen. Weil aber das Evangelium die unbedingt gültige Antwort auf die elementare Heilssehnsucht der Menschheit ist, finden sich in ihren religiösen Vorstellungen und Ausdrucksweisen auch Vorgaben für eine missionarische Verkündigung. Durch diese will ja Gott, der Vater, alle Menschen in Jesus Christus zu sich in eine innige persönliche Gemeinschaft mit ihm ziehen (Johannes 6,44; 12,32; 1 Johannes 1,3), die sie auf ihren selbsterdachten Wegen nicht finden können.

Abzuweisen sind folgende verbreiteten Meinungen:

  • daß die Menschen in ihren Religionen das Heil nicht nur suchen, sondern auch gefunden haben.
  • daß auch Christen - die doch Gottes Volloffenbarung in Jesus Christus empfangen haben (Hebräer 1,1-2) - noch nach der Heilswahrheit Suchende seien und sie dies gemeinsam mit den Vertretern "anderer Glaubensweisen" [Fremdreligionen] im interreligiösen Dialog tun sollten.
  • daß das religiöse Streben der Menschen nur als Aufruhr gegen Gott zu beurteilen sei. Denn damit wird die auch dem gefallenen Menschen verbliebene Gottebenbildlichkeit (1 Mose 9,6) verkannt.

"Gott hat die Ewigkeit in das Herz des Menschen gelegt" (Prediger 3,11).

"Er hat festgesetzt, wie lange sie [die Völker] bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollten, damit sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden möchten" (Apostelgeschichte 17,26f).

6. Gottes allgemeine Offenbarung am Anfang und in den Werken seiner Schöpfung

Auch dem gefallenen Menschen hat Gott es ermöglicht, ihn und seinen Willen in einem gewissen Maß zu erkennen, damit er ihn suche, preise und ihm danke.

Wir glauben und erkennen: Gott hat sich zu Beginn der Geschichte den Stammeltern des Menschengeschlechtes persönlich erschlossen und ihnen seinen Willen kundgetan. Diese paradiesische Erkenntnis und Verehrung des einen Gottes und Schöpfers blieb - wenn auch getrübt und verkehrt - in darauf folgenden Generationen weiter erhalten. - Auch noch nach den urgeschichtlichen Strafgerichten der Vertreibung aus dem Paradies (1 Mose 3,24), der Sintflut (1 Mose 8,20-22; 9,1-17) und der Zerstreuung der Völker (1 Mose 11,7-9) hat Gott sich dem Menschen weiterhin durch die Werke seiner Schöpfung in seiner Macht, Weisheit und Güte kundgetan (Römer 1,19f.; Apostelgeschichte 14,17; Matthäus 5,45; auch Weisheit 13,3-5), ihm seinen ethischen Willen in Form von Wertvorstellungen und Verhaltensnormen ins Herz gepflanzt (Römer 2,14-16) und läßt ihn seine Nähe und Wesensverwandtschaft spüren (Apostelgeschichte 17,27b und 28). Auf diese Weise trägt jedes seiner Geschöpfe Verantwortung vor ihm und ist verpflichtet, ihn dankbar zu verehren und ihm gehorsam zu dienen (Römer 1,21).

Darum weisen viele außerchristliche Religionen Vorstellungen von einem mächtigen, über Gutes und Böses wachenden Schöpfergott auf, die mit der biblischen Selbstoffenbarung Gottes wesentliche Züge gemeinsam haben. In ihrer Vorläufigkeit können die vorchristlichen Religionen, obwohl sie die göttliche Wahrheit verkehrt haben (Römer 1,18.23), Teil von Gottes Erhaltungsordnung bilden. Durch diese bewahrt Gott in seiner Geduld und Güte die Menschheit vor ihrer Selbstzerstörung, damit sie nach dem Kommen des Erlösers Christus durch die weltweite Evangeliumsverkündigung das von ihm gebrachte Heil empfangen kann (1 Timotheus 2,1-4; 2 Petrus 3,9; Römer 2,4). Das kommt einer vorläufigen göttlichen Duldung der vor- und außerchristlichen Religionen gleich - jedoch nur für deren von der Heilsbotschaft unerreichte Anhänger! (5. Mose 4,19b). Denn diese heilsgeschichtliche Geduld endet grundsätzlich mit dem vollbrachten Heilswerk Jesu Christi und faktisch überall dort, wo das Evangelium überzeugend verkündigt wird (Römer 3,25f; Apostelgeschichte 14,14-17; 17,30). Für die christliche Missionspredigt ist die biblische Lehre von Gottes allgemeiner Offenbarung, die sich auch in den außerchristlichen Religionen niederschlägt, unverzichtbar. Denn sie bildet die Grundlage für die Aufgabe, die Menschen auf Gottes vorlaufendes Handeln an ihnen anzusprechen und ihnen ihre Gottverfehlung aufzuzeigen (Römer 1,21-23; 3,23).

Abzuweisen ist es von daher, wenn christliche Religionstheologen einseitig den religionskritischen Illusionsverdacht Ludwig Feuerbachs und Siegmunds Freuds übernehmen, wonach alle Gottesvorstellungen nur psychologische Projektionen seien.

Abzuweisen ist es umgekehrt auch, die oben beschriebene allgemeine Schäpfungsoffenbarung mit einer vermeintlich universalen Heilsoffenbarung in eins zu setzen. Denn zum Heil hat Gott sich allein in Jesus Christus geoffenbart; deshalb ist auch die Völkermission bleibend notwendig. In diesem Zusammenhang abzulehnen ist daher auch die Konzeption einer sog. "Abrahamitischen …Ökumene" der drei monotheistischen Religionen. Denn sie verkennt die fundamentalen Unterschiede zwischen den biblischen und den koranischen Aussagen - auch über Abraham selbst! - und täuscht eine heilshafte Gemeinsamkeit der Religionen vor. Damit wird ebenfalls Gottes universale Heilstat am Kreuz außer acht gelassen.

"Die Völker freuen sich und jauchzen, daß du die Menschen recht richtest und regierst die Völker auf Erden" (Psalm 67,5).

"Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbart" (Römer 1,19).

7. Die dämonische Komponente der Religionen

Die Heilige Schrift verurteilt die heidnische Religion deswegen, weil diese durch die Rebellion des Menschen gegen Gott geprägt ist und darüber hinaus satanisch beeinflußt ist. Beides bestimmt - in Gegenbewegung zu Gottes allgemeiner Offenbarung - die empirische Gestalt der Religionen mit.

Wir glauben und erkennen: Die von Gott abgefallenen Menschen werden in ihrer religiösen Ausrichtung und Praxis bewegt von eigensüchtigem Begehren nach Gottgleichheit, Macht, Wissen und Lebensfülle (1 Mose 3,4-6; 11,1ff; Habakuk 1,11b). Unter dem Einfluß des Widersachers Gottes, des Teufels, verehren sie anstelle des wahren Gottes Abgötter, hinter denen sich reale dämonische Mächte verbergen (1 Korinther 10,20). Dadurch führt die dem Menschen verbliebene echte Erkenntnis Gottes nicht zur Ihm geschuldeten Ganzheitshingabe in Lobpreis und Gehorsam. Vielmehr tritt - in unterschiedlichem Ausmaß -eine geistliche Verblendung oder - im Extremfall - sogar spiritistische Versklavung ein (5 Mose 18,9-12; Römer 1,21-23; Jesaja 44,9; 2 Korinther 4,3f; Galater 4,8). Darum steht die Welt der heidnischen Religionen - unbeschadet der ihnen verbliebenen Elemente an Wahrheit und Sittlichkeit - prinzipiell unter dem Zorn Gottes (Römer 1,18; Epheser 2,3; Johannes 3,36b). Dieser wird bei den vorchristlichen Religionsanhängern zwar durch seine Geduld zurückgehalten; er droht jedoch jenen, welche trotz ihrer Erkenntnis und Annahme Seiner Erlösung - gelegentlich oder ganz - in das Heidentum zurückfallen (Epheser 5,3-12; Hebräer 6,4-8; 10,26-31).

Abgewiesen ist durch diese biblische Schau jene weitverbreitete Tendenz gegenwärtiger Theologie, im Unterschied zur Bibel und zu den Kirchenvätern den dämonischen Faktor in den nichtchristlichen Religionen außer acht zu lassen, ebenso wie auch den Zorn Gottes über alle widergöttliche religiöse Betätigung. Abzuweisen ist damit auch die gängige Verharmlosung der Religionen zu "lebendigen Glaubensweisen". Denn sie gibt besonders den ökumenischen Dialogprogrammen, soweit diese einen "spirituellen Austausch" beinhalten, ein synkretistisches Gefälle. Wo derartige Tendenzen den christlichen Religionsunterricht oder gar gottesdienstliche Veranstaltungen (z.B. durch aktive Mitgestaltung von Repräsentanten anderer Religionen) bestimmen, verweisen Christen auf das biblische Verbot, christliche mit außerchristlichen religiösen Überzeugungen und Handlungen zu vermischen und sich an Riten und gottesdienstlichen Praktiken nichtchristlicher Religionen zu beteiligen (2 Kor 6,9f; Offb 2, 14-16.20ff).

"Wie lange hinket ihr auf beiden Seiten?" (1. Könige 18,21).

"Was sie [die Heiden] opfern, bringen sie Dämonen und nicht Gott dar. Ich will aber nicht, daß ihr euch in Gemeinschaft mit den Dämonen begebt" (1 Korinther 10,20).

III. Das rechte Verhalten in der Begegnung mit anderen Religionen

8. Die prüfende Unterscheidung

Die biblische Schau der Religionen läßt uns in ihnen drei dynamische Impulse erkennen: den göttlichen, den menschlichen und den dämonischen. Diese stehen in einem spannungsvollen Beziehungsgefüge zueinander und sind bei jeder konkreten Begegnung mit nichtchristlichen Religionen und ihren Repräsentanten voneinander zu unterscheiden.

Wir glauben und erkennen: Nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift werden die nichtchristlichen Religionen von drei Faktoren bestimmt. Diese sind 1. das geduldige, die Heilsoffenbarung vorbereitende Wirken Gottes in seiner allgemeinen Offenbarung, 2. die - in sich zwiespältige - religiöse Praxis des Menschen und 3. die verführerische Wirksamkeit Satans und seiner Dämonen. Eine angemessene Beurteilung der Religionen in Anwendung auf unser Gegenüber erfordert es, diese drei Faktoren zu unterscheiden und die Art ihres spannungsvollen Zusammenwirkens zu erkennen. Denn nur durch die Beachtung des spezifischen religionstheologischen Befundes können wir das biblische Zeugnis in die rechte Beziehung zum geistlichen Standort unserer nichtchristlichen Gesprächspartner setzen. Andernfalls droht die zweifache, gegensätzliche Gefahr, entweder verhängnisvolle Kompromisse mit ihm einzugehen oder umgekehrt seine Überzeugungen pauschal zu verwerfen.

Die Einsicht in den spannungsgeladenen Charakter von Religion verbietet es uns, unsere Erkundigungen über die uns begegnenden Religionen auf vermeintlich "neutrale", allgemein religionswissenschaftliche Informationen zu beschränken oder von den Vertretern der jeweiligen Religion als Personen abzusehen. - Desgleichen warnt sie uns uns vor rein spekulativen Religionstheorien sowie vor religionstheologischen Denkrichtungen, die - statt den biblischen Gesamtzusammenhang zu beachten - nur solche Schriftaussagen heranziehen, welche jeweils nur einen oder auch zwei der drei zu berücksichtigenden Faktoren hervorkehren. Nur eine Religionstheologie, die das Gesamtzeugnis der Schrift über die außerchristlichen Religionen zur Geltung bringt, vermag auch die Vielschichtigkeit der religionswissenschaftlichen Befunde angemessen zu deuten. Die prüfende Unterscheidung hat sich auch auf uns selbst als Christen zu richten; denn der durch Christus Erlöste ist dem Spannungsfeld von Religion und wahrem Glauben erst anbruchsweise enthoben (Römer 8, 24a; 2 Korinther 11,3f). Deshalb bildet sowohl eine Losläsung "christlicher Spiritualität" vom lebendigem biblischen Glaubensvollzug als auch ein Rückfall in vorchristliche Religiosität eine bedrohliche Möglichkeit (Galater 3,1; Hebräer 4,1.11). Nach reformatorischer Überzeugung ist der Konflikt zwischen wahrer und falscher Religion zutiefst der zwischen dem lebendigen Vertrauen auf den in Christus offenbaren dreieinigen Gott einerseits und allen Formen eigenmächtiger, nicht vom Glauben an Jesus Christus bestimmter Religiosität andererseits. Letztere bleibt auch für die Kirche Jesu Christi eine ständige Gefährdung. Deswegen kann sogar die christliche Frömmigkeit zur eigenmächtigen Religiosität (z.B. völkisches Christentum; Erfolgstheologie u.ä.) verkommen. Das Wissen darum, daß auch unsere eigene christliche Existenz ständig von religiöser Entartung bedroht ist (1 Korinther 10,12), soll uns Christen bewahren vor einer selbstsicheren oder arroganten Haltung in der Begegnung mit außerchristlichen Religionen.

"Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich's meine.

Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege." (Psalm 139,23f).

"Prüfet die Geister, ob sie von Gott sind" (1 Johannes 4,1).

9. Das missionarisch-apologetische Zeugnis

Die Begegnung mit Anhängern anderer Religionen ruft Christen vor allem in die missionarische Verantwortung.

Wir glauben und erkennen: Wir schulden es den Anhängern anderer Religionen, ihnen gegenüber Zeugnis für Jesus Christus als dem einen Herrn und Erlöser der ganzen Welt abzulegen (Markus 13,10). Dabei gilt es deutlich zu machen, wie in ihm ihre bisherige Religion ihre Erfüllung, aber auch ihr Gericht findet (Apostelgeschichte 17,23; 2 Korinther 5,14). Dies gilt auch im Blick auf das dem Christentum am nächsten verwandte Judentum. Der um gegenseitiges Verstehen bemühte Dialog bildet für das missionarische Zeugnis in der Regel eine hinführende Voraussetzung. Nicht jeder interreligiöse Dialog steht daher im Gegensatz zur Mission. Er ist vielmehr dort berechtigt, wo er die Missionsaufgabe erleichtert oder - besonders in multireligiösen Gesellschaften - religiös-soziale Konflikte bewältigen hilft bzw. zum gesellschaftlichen Wohl beiträgt (Jeremia 29,7). Der Dialog kann aber nie die für die christliche Mission unverzichtbare Aufforderung ersetzen, den bisherigen religiösen Mächten abzusagen, sich in Buße und Glauben Jesus Christus als persönlichem Heiland anzuvertrauen und ihm als Herrn zu unterstellen (Apostelgeschichte 2,38; 14,15; 1 Thessalonicher 1,9). Dieser apostolische Aufruf gilt für die Anhänger aller Religionen einschließlich des Judentums (Römer 10,4; Apostelgeschichte 3,26; 14,1) und des Islam. Sie betrifft auch die Vertreter einer mit christlichen Gedanken angereicherten synkretistischen Neureligiosität und die Anhänger quasi-religiöser Ideologien und Utopien.

Zurückzuweisen ist das heute verbreitete Vorurteil, diese Sicht sei arrogant, "fundamentalistisch" und überholt, weil sie die spirituelle Wirklichkeit der "anderen Glaubensweisen" übersehe. Im Licht des biblischen Religions- und Missionsverständnisses treten wir der Auffassung entgegen, wahre Mission erfolge in Gegenseitigkeit, unter Umständen mit dem Ziel, den Anhängern anderer Religionen den in diesen angeblich anonym schon präsenten "kosmischen Christus" zum Bewußtsein zu bringen. Ebenfalls unhaltbar ist die Überzeugung, die interreligiöse Begegnung habe sich auf gegenseitige Verständigung zu beschränken.

"In dem Namen Jesu sollen sich beugen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen sollen bekennen, daß Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters" (Philipper 2,10f; vgl. Jesaja 45,23f).

"So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott vermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasset euch versöhnen mit Gott!" (2 Korinther 5,20).

10. Geistliche Nüchternheit im Blick auf die Zukunft

Mit dem Fortschreiten der Menschheitsgeschichte auf das Ende zu nimmt die Welt der nichtchristlichen Religionen einen immer ausgeprägter antichristlichen Charakter an.

Wir glauben und erkennen: Jesus Christus selber sagt uns für die Endzeit eine vermehrte Aktivität falscher Christusse (Matthäus 24,23-25) voraus sowie ein antichristliches Weltreich auf der Basis einer ideellen Gleichschaltung (Offenbarung 13; 17,13). Diese wird nach Überzeugung vieler Bibelausleger die Gestalt einer alle Religionen und Ideologien umfassenden Einheitsreligion annehmen. Es ist zu befürchten, daß in sie auch eine sich formierende synkretistisch angepaßte Gegenkirche eingefügt sein wird. Außerdem wird man darauf gefaßt sein müssen, daß von dieser antichristlichen Welteinheitsreligion (bzw. -kirche) dann die letzte und schärfste Verfolgung der wahrhaft getreuen Kirche Jesu Christi ausgehen wird (Offenbarung 12,17; 13,15b; 17,6). Schon jetzt erkennen wir in vielen gegenwärtigen Geistesströmungen und Ereignissen in Kirche, …Ökumene und Welt ein Vorspiel dieses apokalyptischen Dramas. Dazu gehört besonders die Gleichgültigkeit, ja sogar Sympathie, mit welcher auch Verantwortungsträger der Kirchen - unter irreführender Berufung auf das Toleranzgebot - dem Eindringen nichtchristlicher Religion in alle Lebensbereiche gegenüberstehen. Dem entspricht die Bereitschaft von vielen Gemeindegliedern, sich auf die verlockenden Angebote der Fremdreligionen einzulassen - unter Kompromittierung oder gar Preisgabe des eigenen Bekenntnisses. Auch sehen wir, daß durch den Hinweis auf die unumkehrbare Globalisierung und auf die Notwendigkeit, eine gerechte, friedliche und überlebensfähige Weltgemeinschaft aufzubauen, der synkretistische Sog für die Kirchen immer größer wird.

Angesichts der prophetischen Vorhersage von der Ausreifung einer letzten, global-totalitär durchgesetzten Form des Synkretismus - der "Hure Babylon" (Offenbarung 17) - ist der ausdrückliche Wille des Herrn der Kirche ernstzunehmen, daß seine Gemeinde ihm bei seiner Wiederkunft als eine "reine Jungfrau" zugeführt werde, deren Glaube von heidnischer Befleckung frei blieb (2 Korinther 11,2; Offenbarung 14,).